IMHO :-) Sozialforschung 
 
Milde Worte  
Weihnachten schmerzt der Anblick zerlumpter Penner
die geschäftigen Passanten besonders. Mancher denkt
mißgünstig: "Ach, wie gern würde ich auch sorglos mit
einer Rotweinpulle in einem Hauseingang liegen!"
Eine Glosse aus der Gosse von Bettina Trulk
"Der ehrliche Geschmack billigen
Fusels, der authentische Druck
harten Straßenpflasters im Rük-
ken", schwärmt ein Frankfurter De-
rivatehändler, während in seinem
Armani-Jackett gleichzeitig zwei
Handys und ein Pager loszirpen,
"und Freizeit! Unendlich viel Frei-
zeit!"

Helmut Helm, Präsident des Ver-
bandes deutscher Penner, hat für
solcherart Sozialneid kein Ver-
ständnis: "Wir Penner haben uns
das Privileg, vollgekotzt auf Park-
bänken schlafen zu dürfen, durch
Faulheit und Blödheit hart erarbei-
tet!" Doch trifft dies wirklich für alle
Penner zu? Der renommierte Stutt-
garter Sozialexperte Karl Kappe,
der sich schon seit mehreren Minu-
ten mit diesem Thema beschäftigt,

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hat Zweifel: "Höchstens 30% die-
ser selbsternannten Obdachlosen
sind für ihre Obdachlosigkeit wirk-
lich qualifiziert. Wir finden gerade
auf diesem Gebiet viele Querein-
steiger, die sich die Dynamik der
Wegwerfgesellschaft zunutze ge-
macht haben, um diese berufliche
xxx Stellung zu erreichen."

Solch ein bundesweit bekannt
gewordener Fall ist der millionen-
schwere Krupperbe Dietmar Der-
nameirgendeineranderenlustigen-
kopfbedeckungdermirjetztgerade-
nichteinfällt, dessen atemberau-

guenstig aber zugig und feucht

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bende Pennerkarriere vor etwa
zwei Jahren begann. "Vom Millio-
när zum Tellerwäscher, das ist
auch in Deutschland möglich.
Daß ich es aber sogar bis zum
Penner schaffen würde, hätte ich
mir selbst in meinen kühnsten
Träumen nicht ausgemalt."

Dietmar "Dnialk", wie ihn seine
Freunde liebevoll abgekürzt nen-
nen, erkannte seine Chance, als
ihm sein Arzt eine angeborene
Disposition zur Wegwerfsucht
diagnostizierte. Nachdem er es
im Kleinen probiert hatte, und nur
noch Dosen statt Mehrwegfla-
schen kaufte, fand er schnell Ge-
fallen am Wegschmeißen. Bald
entsorgte er sämtliche abonnierte
Zeitungen ungelesen, warf dann
alle Möbel weg, seine japani-

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schen Zierfische und seinen Pri-
vatjet und schließlich sogar seine
bürgerliche Existenz.

Der beispiellose bescheidene
Dnialk, der trotz seines symphati-
schen Erfolges jung geblieben ist,
gilt als ausgesprochen publicity-
scheu und geht nur selten an die
Öffentlichkeit. Meist genießt er sei-
ne Tage in einem Pappkarton un-
ter einer Mainbrücke. Im Gegen-
satz zu dem FDP-Mahner Hubert
Hut findet er für seine Neider milde
Worte: "Man muß den Gram die-
ser Menschen verstehen, viele
sind ohne eigenes Zutun zu Bör-
senmaklern geworden."

Und um die Not dort, wo sie am
schlimmsten ist, ein wenig zu lin-
dern, hat er kurz vor Weihnachten

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eine Organisation gegründet, die
es sich zur Aufgabe gemacht hat,
gerade auch in dieser Zeit in die
Fünf-Sterne-Restaurants zu gehen
und dort aus Mülleimern gesam-
melte, verschimmelte Brotreste zu
verteilen.

Dabei wird auch der IMHO :-) -Re-
daktion ganz warm ums Herz. Eine
gute Sache, wie wir finden, die viel
Nachahmung verdient. Frohe
Weihnachten!

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Satireinhals Satireinhals

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Schon im Sommer hatte FDP-
Vordenker Hubert Hut eindringlich
gewarnt, Deutschland entwickele
sich zunehmend zu einer Mißgunst-
gesellschaft und das wichtigste
Anzeichen dafür sei die dramati-
sche Zunahme des Sozialneids.
"Wenn Menschen wieder begin-
nen, anderen Menschen das müh-
sam Erreichte zu neiden, so droht
unserer Gesellschaft eine tiefe
Spaltung!" sagte er anläßlich der
Frankfurter Stadtstreichermesse in
seiner Laudatio auf Wolf Wollmütz,
den Erfinder der Isomatte.

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Daß diese Warnung durchaus
berechtigt ist, kann man seit etwa
sechs Monaten zum Beispiel im
vornehmen Hamburger Vorort
Blankenese oder im Münchener
Schickeriaviertel Schwabing beob-
achten. Immer häufiger trifft man
dort in den Straßencafes auf Yup-
pies, die traurig an ihrem Chablis
nippen, und sich wegsehnen aus
ihren Lofts und Vorstandsetagen,
weg auch von Golfplätzen und Mo-
toryachten, hin zur Romantik der
Straße.

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